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Schimmelpilz – es kann schnell gehen

Die drei wesentlichen Einflussfaktoren für das Auskeimen und das Wachstum von Schimmelpilz sind:

Schimmelpilz, Schimmel,

  • Schimmelsporen in der Luft. Natürlicherweise kommen Sporen überall vor
  • Nährboden (Substrat). Hervorragende Nährböden sind zum Beispiel Gipskarton und Zellulose
  • Feuchtigkeit auf der Bauteiloberfläche. Die Gründe für zu hohe lokale Feuchtigkeit können zahlreich sein:
    • zu hohe relative Luftfeuchtigkeit kombiniert mit Wärmebrücken,
    • Wasserschäden,
    • mangelnde Isolation

Wie schnell keimt der Schimmelpilz aus und wie schnell wächst er?

Sind alle drei obigen Bedingungen gleichzeitig und am gleichen Ort erfüllt, so entsteht der potentiell gesundheitsgefährdende Schimmelpilz. Das Auskeimen und Wachsen kann aber unterschiedlich schnell passieren. Vereinfacht gesagt: ein guter Nährboden und hohe Feuchtigkeitswerte auf der Bauteiloberlfäche beschleunigen diesen Prozess. Wenn die Umgebungstemperatur noch stimmt, geht es noch schneller. Die Anzahl Sporen in der Luft wird im Normalfall von der Natur eingestellt und wird im Folgenden als gegeben betrachtet.

Nährboden (Substrate)

Schimmelpilze haben einen Stoffwechsel, d.h. sie brauchen Nahrung in Form eines Nährbodens. Ein für den Schimmelpilz nicht verwertbares Substrat (Gruppe II) ist beispielsweise sauberes Glas, Stahl, Mineralfarbe oder Kalkfarbe. Ein guter Nährboden (Substratgruppe I) ist beispielsweise Gipskarton oder Rauhfasertapete. Optimale Nährböden werden in Laboratorien verwendet, z.B. Agar.

Aufgepasst: Schmutz kann aus einem nicht verwertbaren Substrat, z.B. Fensterglas einen guten Nährboden machen!

Feuchtigkeit auf der Bauteiloberfläche

Hier wird der rw-Wert herangezogen: Er entspricht der relativen Luftfeuchtigkeit auf der Bauteiloberfläche. Je nach Schimmelpilz-Gattung startet das Auskeimen und das Wachstum schon bei 70%. (Achtung: die relative Luftfeuchtigkeit mitten in einem Raum muss nicht gleich der relativen Luftfeuchtigkeit auf einer Wandoberfläche sein)

Aus dem folgenden Bild können die wichtigen Zusammenhänge herausgelesen werden

Schimmelpilz Wachstum
Verallgemeinertes Isoplethensystem für Sporenauskeimung (oben) bzw. für Myzelwachstum (unten) nach [1], das für alle im Bau auftretenden Pilze gilt. Sporenauskeimungszeit in Tagen (oben), nach welcher eine Keimung abgeschlossen ist und für das Myzelwachstum (unten) die zu erwartende Wachstumsrate in mm/Tag.

Was bedeutet das in der Praxis?

Beispiel: Ein Raum mit 20°C Raumtemperatur und 60% relativer Feuchtigkeit, hat eine Kältebrücke, mit einer Wandtemperatur von 15°C. Wir gehen von einem Material der Substratgruppe I aus. In der Nähe der Wand sind jetzt 82% relative Feuchtigkeit. Es dauert bei diesen Bedingungen ca. 8 Tag bis der Schimmelpilz ausgekeimt ist, und er wächst mit ca. 1 mm pro Tag! (Fall rot). Hätte man statt einer Tapete eine Kalkfarbe verwendet, würde es wahrscheinlich keinen Schimmelpilz geben (grün)

  • Verbauen Sie Materialien der Substratgrupppe II
  • Vermeiden Sie Tauwasser auf einer Oberfläche (tw-Wert = 100%) durch
    • Erwärmen der Fläche (z.B. gute Isolation)
    • tiefe relative Luftfeuchtigkeit in der Umgebung, z.B. in einem Wohnraum

Literatur: [1]: Neue Erkenntnisse zur Beurteilung von Schimmelpilzen und Stand der Normenbearbeitung, 2002, Klaus Sedlbauer et al.

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